Samek-Akten

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Korrespondenz mit Hans Loewe

27.12.1923 – 26.09.1930
Wien

[72.] Zunehmend erledigte Oskar Samek für Karl Kraus - im Zusammenarbeit mit dem Verlag Die Fackel -auch administrative und private Aufgaben abseits der rechtlichen Fälle. Dazu gehörte etwa die Verwaltung von Kraus' Vermögen und die Erledigung einiger Korrespondenzen. So schrieb etwa ein gewisser Hans Loewe Kraus Huldigungsbriefe mit wirrem Inhalt, in denen er Kraus immer wieder seine "Pläne" darlegte, um Publikation seiner Theorien ersuchte oder ihn schlicht um materielle Unterstützung bat. Unter anderem bot er sich als Kraus' "Hausknecht" an.

Korrespondenz mit Lisl Spielmann betr. eines Artikels in Die Stunde

18.04.1925 – 20.08.1925
Wien

[73.] Lisl Spielmann berichtete Kraus von einem besonders schlimmen Fall von "Skrupellosigkeit und Lügenhaftigkeit" in der Stunde, worin ein Toter zur Zielscheibe einer "schmutzigen Sensation" wurde. (73.1.) Samek beantwortete Spielmanns Schreiben aufgrund der Menge an Arbeit, die die Affäre Békessy verursachte, erst mit viermonatiger Verspätung und ersuchte Lisl Spielmann, ihn zu besuchen. Weiteres geht aus dem Akt nicht hervor.

Korrespondenz mit Egon Friedell betr. eines von Anton Kuh unternommenen Plagiatsversuches

18.03.1926 – 24.03.1926
Wien

[74.] Oskar Samek informierte Egon Friedell, dass Anton Kuh 1924 Friedells Novelette "Kaiser Josef II und seine Geliebte" in der Stunde unter seinem Namen publiziert, also plagiiert habe. Diese Tatsache wollte Samek im Prozess gegen Kuh zur Sprache bringen. Friedell antwortete, dass die besagte Novelette am 10.10.1923 unter seinem Namen in der Stunde erschienen sei. Die Sache wurde nicht weiter verfolgt.

Angelegenheit Anton Lindner

10.07.1926 – 23.08.1926
Berlin

[75.] Die Schriftstellerin Gina Kaus informierte Kraus, dass in Berlin 400 handschriftliche Briefe von Kraus zum Verkauf angeboten worden waren. Karl Kraus nahm an, es handle sich um seine Briefe an Anton Lindner, einen Schulfreund, der diese entgegen ihrer Abmachung nie retourniert hatte. Er bat den ihm empfohlenen Justizrat Viktor Fraenkl, der ihn auch im Prozess gegen Kerr vertrat, in Berlin Nachforschungen nach Lindner anzustellen und wollte eventuell klagen.

Korrespondenz mit Richard Flatter

12.10.1926 – 03.03.1926
Wien

[76.] Kraus übergab Oskar Samek auch Korrespondenzen zur Aufbewahrung, die sich mit rein literarischen Themen befassten. Im Falle einer späteren gerichtlichen Auseinandersetzung konnten sie dadurch auf Beweismaterial zurückgreifen. So bewahrte Oskar Samek eine sich über Jahre erstreckende Korrespondenz Karl Kraus' mit dem ausgebildeten Juristen Richard Flatter auf. Flatter sandte dem Shakespeare-Verehrer Kraus 1926 erstmals eine "Macbeth"-Übersetzung zur Beurteilung. Kraus antwortete als Verlag Die Fackel und verwahrte sich prinzipiell aus Arbeitsüberlastung gegen solche Zusendungen.

Karl Kraus ca. Volkskampf

29.01.1927 – 16.05.1928
Wien

[78.] Am 29. Januar 1927 erschien in der nationalsozialistischen Zeitschrift Volkskampf ein nicht gezeichneter Artikel: "Periodischer Lehmann. Die Presse-Meute von A-Z", der jüdische Journalisten in Wien auflistete, angriff und verspottete. Unter anderem hieß es dort über Kraus:

"Karl Kraus, genannt der 'Fackel'-Jud, gehört zu den Pestilenzartigsten seiner Rasse und arbeitet, schläft und läßt sich photographieren nur in Wien, 3. Bezirk, Hintere Zollamtsstraße 3 [...]."

Korrespondenz mit dem Verlag Paul Cassirer betr. ein Gemälde Karl Kraus von Oskar Kokoschka

31.01.1927 – 23.02.1927
Wien, Berlin

[79.] Dem Galeristen und Verleger Paul Cassirer war das Kraus-Bild von Oskar Kokoschka 1927 als Leihgabe zur Ausstellung überlassen worden. Da die Übergabe durch Helene Kann offenbar sehr informell erfolgte, verlangte Oskar Samek nachträglich 3000 Mark und erinnerte Cassirer, dass er zwar das Bild ausstellen, aber es nicht reproduzieren dürfe. Cassirer erklärte, dass er von alledem nichts wisse und nur eine Versicherung des Bildes über 20.000 Mark zugesagt habe. Das Bild sei bereits im Katalog zur Ausstellung reproduziert worden.

Angelegenheit Familienrente

31.01.1927 – 02.06.1927
Wien

[80.] Im Jahr 1912 war zwischen Karl Kraus und seinen Geschwistern, die nach dem Tode des Vaters Jacob Kraus nunmehr Inhaber der Firma Jacob Kraus waren, ein Vertrag geschlossen worden, der Karl Kraus' Verzicht auf die Firma gegen eine jährliche Leibrente festlegte. (80.2.) Bereits 1922 und 1924 hatte sich Alfred Kraus zur Valorisierung der Karl Kraus zustehenden Bezüge bereit erklärt - er war auch bereit, die für die Vergangenheit nachstehenden Vergütungen zu leisten. (80.3.) 1927 wurde der Vertrag schließlich durch den Familienanwalt Arnold Eisler angepasst.