Samek-Akten
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Karl Kraus ca. Arbeiter-Zeitung
[61.] Karl Kraus und Oskar Samek verlangten von der Arbeiter-Zeitung die Berichtigung eines Reports über den Prozess Kraus ca. Kuh (vgl. auch Akt 19): Anders als dort dargestellt, habe Kraus nicht nur gegen Anton Kuh, sondern auch gegen den verantwortlichen Redakteur Fritz Kaufmann Klage eingebracht. Die Berichtigung wurde gebracht.

Karl Kraus ca. Kölner Woche
[62.] Am 22. Mai 1926 erschienen in der Kölner Woche ohne Erlaubnis und ohne Nennung des Autors 12 Aphorismen aus Kraus' Sammlung "Sprüche und Widersprüche". Oskar Samek kündigte der Kölner Woche an, dass er wegen Urheberrechtsverletzung Strafanzeige erstatten werde, wenn nicht binnen acht Tagen eine Geldbuße von 500 Reichsmark geleistet werde. Der verantwortliche Redakteur Michel Becker allerdings wies die Verantwortung von sich, da er erst vor kurzem die Schriftleitung der Kölner Woche übernommen habe.

Postbeschwerde
[63.] Während Karl Kraus' juristischer Auseinandersetzung mit Anton Kuh gingen postalische Sendungen von Kraus verloren. Zudem trug das Kuvert einer eingeschrieben aufgegebenen Sendung der Fotografen Joel/Heinzelmann aus Berlin an Kraus die Aufschrift "Herzlichst grüßt Anton Kuh". Kraus und Samek erstatteten deswegen Disziplinaranzeige bei der Post- und Telegraphendirektion: "Herr Anton Kuh wohnt im Hotel Beatrix in Wien III. Beatrixgasse 1. Das zuständige Postamt 40 ist sowohl das Postamt für Sendungen an mich als auch an Herrn Anton Kuh.

Postbeschwerde
[64.] Ein von Karl Kraus eingeschrieben aufgegebenes Widmungsexemplar der "Unüberwindlichen" war als unzustellbar an die Post zurückgekommen. Diese stellte das Buch jedoch nicht an den Absender zurück, sondern versteigerte es noch vor Ablauf der gesetzlichen Frist um 6,02 Schilling.

Karl Kraus ca. Neues Wiener Journal
[65.] Im Neuen Wiener Journal beklagte sich Edmund Wengraf unter dem Titel "Journalisten" über Karl Kraus, der "seine Lebensaufgabe darin erblickt, die Tagespresse [...] um ihr Ansehen zu bringen und die Zeitungsschreiber als Nichtswisser und Nichtskönner hinzustellen.

Karl Kraus ca. Arbeit und Wirtschaft
[66.] Karl Kraus hatte in der Fackel 717-723 Karl Renner kritisiert. Die sozialdemokratische Zeitschrift Arbeit und Wirtschaft empörte sich in dem Artikel "Ein Witz Kasmaders?" über diesen "in echtem Bekessy-Tonfall erhobenen Anwurf". (66.3.) Kraus wiederum empfand "den Vergleich mit notorischen und gerichtlich abgestraften Erpressern und Verbrechern [...] als besonders schwere Beleidigungen". Entsprechend beantragten Samek und Kraus die Einleitung von Voruntersuchungen gegen Eduard Straas wegen Ehrenbeleidigung beim Landesgericht für Strafsachen I Wien.

Karl Kraus ca. Arbeit und Wirtschaft
[67.] In einem Artikel der sozialdemokratischen Zeitschrift Arbeit und Wirtschaft ("Neutrale und andere Gegner") schmähte der Journalist Johann Hannak Kraus aufgrund seiner Angriffe gegen die Sozialdemokraten. Da Kraus nicht explizit genannt wurde, war die Beleidigung allerdings schwer nachzuweisen. Kraus verlangte vorerst durch Samek eine Ehrenerklärung Hannaks, was dieser ablehnte, da er in seiner Äußerung "eine Ehrenbeleidigung nicht erblicke".

Karl Kraus ca. Alfred Kerr
[68.] Alfred Kerr hatte im Dezember 1926 Karl Kraus im Berliner Tageblatt als "kleine(n) mieße(n) Verleumder mit moraligem Kitschton" bezeichnet. Oskar Samek und Karl Kraus wollten auf Basis dieses Artikels den deutschen Rechtsweg beschreiten und in Berlin eine Ehrenbeleidigungsklage gegen Alfred Kerr einbringen. In Berlin wurde Justizrat Viktor Fraenkl als Kraus' deutscher Rechtsvertreter engagiert. Bevor die Klage eingebracht wurde, beriet sich Oskar Samek ausführlich mit Victor Fraenkl, um Alfred Kerr nicht die Möglichkeit zu geben, Widerklage einzureichen.

Korrespondenz mit RA Max Hirschberg (München) in der Angelegenheit gegen Alfred Kerr
[69.] Oskar Samek erkundigte sich nach dem unbefriedigenden Ausgang des Prozesses gegen Alfred Kerr in Berlin (siehe Akt 68) beim Münchner Rechtsanwalt Max Hirschberg, wie die Chance stünden, Kerr wegen eines Gedichtes im Berliner Tageblatt zu klagen. Kraus wurde darin - allerdings in Antwort auf einen Vortrag von Kraus gegen Kerr - als "Kruppzeug", "Polemistvieh", "Winkelanwalt", "Kniffgruppierer", "Ehrenschänder", "Parasit", "Schmierian" und "gerechter Lumpen" beleidigt.

Karl Kraus ca. Alfred Kerr
[70.] In der Fackel 787-794, September 1928, widmete Kraus sich unter dem Titel "Der größte Schuft im ganzen Land … (Die Akten zum Fall Kerr)" gänzlich seiner Polemik gegen Kerr und der Berichterstattung über den Prozess gegen diesen (vgl. Akt 68). Das Heft wurde besonders in Berlin verbreitet und durch Plakate beworben.