Der Vorleser

Karl Kraus und Marie Turnowsky ca. Die Stunde
[13.] Kraus beantragte zusammen mit seiner Schwester Marie Turnowsky in Sachen des manipulierten Kinderbildes (siehe Akt 12.) Ermittlungen gegen Die Stunde wegen Übertretung des Urhebergesetzes einzuleiten. Man versuchte, den unbekannten Verfasser des Bildartikels zu ermitteln. 13 Redaktionsangehörige, darunter Emmerich Bekéssy, Anton Kuh und Karl Tschuppik wurden befragt. Der Maler Adalbert Sipos gab im Zuge dieser Vernehmungen zwar zu, das Bild retouchiert und karikiert zu haben, konnte sich jedoch angeblich nicht erinnern, von wem er den Auftrag dazu erhalten hatte.

Karl Kraus und Marie Turnowsky ca. Die Stunde
[14.] Da die Verantwortlichen für die Übertretung des Urheberrechts in Bezug auf das in Die Stunde gebrachte und manipulierte Kinderbild von Karl Kraus und seiner Schwester Marie Turnowsky (siehe Akt 12. und 13.) nicht ermittelt werden konnten, wurde nun Privatanklage gegen den verantwortlichen Redakteur Marc Siegelberg eingebracht.

Karl Kraus und Richard Lányi ca. Die Stunde
[15.] Karl Kraus und Oskar Samek beantragten, dass gegen die widerrechtliche Verwendung eines Kraus-Portraitfotos, an dem Richard Lányi das Urheberrecht hatte, in einer Fotomontage der Stunde eingeschritten werde. Kraus wurde darin zum Werbeträger für Autos, Bitterwasser und "Zigeunermusik". Voruntersuchungen gegen unbekannte Täter wegen Verstoßes gegen das Urhebergesetz wurden eingeleitet. Unter anderem wurde die Klischeefirma Hofbauer und die verantwortlichen Redakteure befragt und beschuldigt.

Karl Kraus ca. Die Stunde
[25.] In der Stunde erschien der Artikel "Dem Kiebitz ist nichts zu teuer. Karl Kraus denunziert schon wieder die Sozialdemokraten", in dem Karl Kraus unterstellt wurde, ein "Denunziant" mit "psychopathischer Selbstüberschätzung" und monarchistischer Einstellung zu sein. Ein Brief von Kraus an Wilhem Liebknecht, den damaligen Führer der deutschen Sozialdemokratie, wurde als Beleg abgedruckt. Kraus hatte um 1900 an Liebknecht geschrieben:

Karl Kraus ca. Die Stunde
[27.] Kraus und Samek klagten Ernst Ely als Autor des bereits inkriminierten Artikels "Dem Kiebitz ist nichts zu teuer. Karl Kraus denunziert schon wieder die Sozialdemokraten" (siehe auch Akt 25 und 26) - In der Privatanklageschrift vermerkten sie, dass Gina Kaus dazu als Zeugin befragt werden könne.

Karl Kraus ca. Hamburger Fremdenblatt
[83.] Das Hamburger Fremdenblatt druckte am 4. und 5. April 1927 den Aufsatz eines gewissen Willy Reese, betitelt mit "Opfer der Berühmtheit". Dieser Aufsatz entsprach bis auf geringfügige Änderungen Karl Kraus' Glosse "Der Biberpelz". Oskar Samek schrieb dem Hamburger Fremdenblatt, dass sich Autor und verantwortlicher Schriftleiter damit der Verletzung des Urheberrechts schuldig gemacht haben und drohte mit Klage, sollte nicht innerhalb von acht Tagen eine Bußgeld in der Höhe von 3000 Goldmark gezahlt werden.

Karl Kraus ca. Der Weltspiegel
[89.] Der Weltspiegel brachte einen Fotobericht mit Bildern von Karl Kraus und Peter Altenberg. Karl Kraus und Oskar Samek beantragten daraufhin die Einleitung von Voruntersuchungen gegen den Kunsthändler und Verleger Otto Nirenstein ein, der als Leiter der Ausstellung, in der die Kraus/Altenberg-Fotos zu sehen waren, die unerlaubte Veröffentlichung verantwortete. Nirenstein war die Sache unerklärlich. Durch den verantwortlichen Redakteur des Weltspiegels wurde schließlich ein Ehepaar namens Ratz ausfindig gemacht, das ohne Wissen Nirensteins die Bilder gemacht hatte.

Karl Kraus ca. Altesse A.G.
[188.] Den Schachteln der Zigarettenhülsen "Olleschau" wurden Lesezeichen mit Porträts und Kurzbiographien bekannter Autoren beigelegt. Eines davon proträtierte auch Karl Kraus. Kraus und Samek forderten die Oberlaender Generalvertretung auf, diese Lesezeichen aus dem Verkehr zu ziehen, eine entschuldigende Erklärung zu veröffentlichen und einen Sühnebeitrag für wohltätige Zwecke zu zahlen - widrigenfalls würden sie gerichtliche Schritte einleiten: