Karl Kraus ca. Altesse A.G.

Wien
29.11.1933 – 11.04.1934

[188.] Den Schachteln der Zigarettenhülsen "Olleschau" wurden Lesezeichen mit Porträts und Kurzbiographien bekannter Autoren beigelegt. Eines davon proträtierte auch Karl Kraus. Kraus und Samek forderten die Oberlaender Generalvertretung auf, diese Lesezeichen aus dem Verkehr zu ziehen, eine entschuldigende Erklärung zu veröffentlichen und einen Sühnebeitrag für wohltätige Zwecke zu zahlen - widrigenfalls würden sie gerichtliche Schritte einleiten:

"Gegen die schwere Belästigung, die meinem Klienten durch das Faktum und dessen Deutung entstanden ist, gibt es leider vorläufig keine gesetzliche Abhilfe. Zweifellos aber ist durch die Verwendung seines Photographieporträts ein Eingriff in seine Rechte und zwar in doppelter Hinsicht begangen worden: In die Urheberrechte des Bestellers wie des Porträtierten." (188.1.)

Die  Oberlaender Generalvertretung verwies Kraus und Samek an das Geographische Institut Ed. Hölzel, das diese Serie von Lesezeichen herstellte - dieses Institut hätte sich auch um die rechtlichen Sachverhalte zu kümmern. Hölzel versuchte offenbar, sich und seine Unternehmung als Förderung von Kunst und Bildung zu verteidigen, doch Karl Kraus ließ ihn in einem Brief des Verlages Die Fackel wissen, dass er diese Dinge ganz anders sehe und Kunst nicht im Dienst der Reklame sehen wolle (188.7.).

In Folge beantragten Kraus und Samek Vorerhebungen wegen Verletzung des Urheberrechts, im Zuge derer die Verantwortlichen vernommen wurden. Schließlich einigte man sich auf einen Vergleich: Sämtliche vorhandene Lesezeichen sollten an Kraus gehen und keine neuen mehr hergestellt werden. Eine Bußzahlung von 300 S ging an wohltätige Zwecke.