Karl Kraus ca. Die Stunde

Wien
16.11.1926 - 21.12.1927

[27.] Kraus und Samek klagten Ernst Ely als Autor des bereits inkriminierten Artikels "Dem Kiebitz ist nichts zu teuer. Karl Kraus denunziert schon wieder die Sozialdemokraten" (siehe auch Akt 25 und 26) - In der Privatanklageschrift vermerkten sie, dass Gina Kaus dazu als Zeugin befragt werden könne.

Ely erklärte, der Brief von Kraus an Liebknecht sei mit dem Nachlass Victor Adlers durch dessen Sohn Karl Adler an die Stunde gekommen. Auch der Chefredakteur der Stunde, Karl Tschuppik, wurde wiederum zu der Sache einvernommen und behauptete, nichts über den Brief und den Verfasser des Artikels zu wissen.

Kraus erstattete daraufhin Strafanzeige gegen Tschuppik wegen falscher Zeugenaussage, wurde aber abgewiesen. Schließlich verfügte das Strafbezirksgericht in einem Beschluss, dass die Straftat verjährt sei und stellte das Strafverfahren ein.

Kraus' Beschwerde gegen diesen Beschluss wurde nicht stattgegeben - er musste zudem die Kosten des Verfahrens tragen. Samek gab in Folge eine Erklärung über seine Erfahrungen mit der Stunde ab, in der er die bisherigen Geschehnisse zusammefasste und schloss: "Dieser Fall dürfte in der Geschichte des Zeitungswesens wohl nicht seinesgleichen haben." (27.22.)