Karl Kraus und Marie Turnowsky ca. Die Stunde

Wien
11.04.1925 - 01.12.1925

[13.] Kraus beantragte zusammen mit seiner Schwester Marie Turnowsky in Sachen des manipulierten Kinderbildes (siehe Akt 12.) Ermittlungen gegen Die Stunde wegen Übertretung des Urhebergesetzes einzuleiten. Man versuchte, den unbekannten Verfasser des Bildartikels zu ermitteln. 13 Redaktionsangehörige, darunter Emmerich Bekéssy, Anton Kuh und Karl Tschuppik wurden befragt. Der Maler Adalbert Sipos gab im Zuge dieser Vernehmungen zwar zu, das Bild retouchiert und karikiert zu haben, konnte sich jedoch angeblich nicht erinnern, von wem er den Auftrag dazu erhalten hatte. Obwohl auch eine schriftliche Anweisung Emmerich Békessys an seinen Mitarbeiter Hans Böhm, das Foto von Kraus "so mies als möglich" (13.13.) zu machen und zudem den Kraus-Kreis im Kaffee Lebmann (vor allem Frauen) karikierend zu zeichnen, im Akt vorliegt, wurden die Vorerhebungen mit dem Ergebnis abgeschlossen, dass die Täter nicht zu ermitteln seien und daher das Verfahren eingestellt werden müsse. Interessant ist im Kontext der Vernehmungen auch eine Zeugenaussage Anton Kuhs, der zu Protokoll gab: "Ich gebe zu der Urheber des Entschlusses zu sein, mit Karl Kraus eine Zeitungsfehde auszutragen. Der Veröffentlichung des inkriminierten Bildes stehe ich jedoch vollkommen ferne…" (13.8.)