Samek-Akten
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Karl Kraus ca. Neues Wiener Journal
[81.] Das Neue Wiener Journal brachte am 16. März 1927 eine Notiz, dass der Verlag Die Fackel um die Aufnahme eines Hinweises auf kommende Vorlesungen von Karl Kraus ersuche - Kraus werde am 27. des Monats "Der Zigeunerbaron" und "Die Fledermaus" von Johann Strauß lesen; der Reinertrag ginge als Spende an den Wiener Tierschutzverein.
Oskar Samek und Karl Kraus verlangten die Berichtigung dieser Notiz, die völlig unrichtig und wahrscheinlich in böser Absicht erfunden worden war. Die Berichtigung wurde am 18. März 1927 mit dem Zusatz gebracht:

Karl Kraus ca. Wiener Allgemeine Zeitung
[82.] Wie das Neue Wiener Journal (siehe Akt 81) brachte am 17. März 1927 auch die Wiener Allgemeine Zeitung eine fingierte Zuschrift des Verlages Die Fackel mit der Bitte um die Aufnahme eines Hinweises auf kommende Strauss-Vorlesungen von Karl Kraus ("Der Zigeunerbaron" und "Die Fledermaus"). Oskar Samek berichtigte:
"Ein Johann-Strauß-Zyklus, dessen Reinertrag dem Wiener Tierschutzverein gewidmet sein soll, findet nicht statt."
Die Berichtigung wurde am 19. März 1927 mit einem bedauernden Zusatz gebracht.

Karl Kraus ca. Hamburger Fremdenblatt
[83.] Das Hamburger Fremdenblatt druckte am 4. und 5. April 1927 den Aufsatz eines gewissen Willy Reese, betitelt mit "Opfer der Berühmtheit". Dieser Aufsatz entsprach bis auf geringfügige Änderungen Karl Kraus' Glosse "Der Biberpelz". Oskar Samek schrieb dem Hamburger Fremdenblatt, dass sich Autor und verantwortlicher Schriftleiter damit der Verletzung des Urheberrechts schuldig gemacht haben und drohte mit Klage, sollte nicht innerhalb von acht Tagen eine Bußgeld in der Höhe von 3000 Goldmark gezahlt werden.

Karl Kraus ca. Volkskampf
[84.] Am 30. April 1927 brachte der nationalsozialistische Volkskampf in dem Artikel "Die Juden im Witz" eine unwahre Behauptung über Kraus sowie eine Verballhornung eines Zitats aus "Literatur oder Man wird doch da sehn". Oskar Samek forderte die Berichtung des falsch zitierten Textausschnitts und der Behauptung, Kraus habe ein Manifest unterzeichnet.
Beide Berichtigungen wurden am 21. Mai 1927 gebracht, allerdings mit zusätzlichen Bemerkungen, die zahlreiche neue beleidigende Anwürfe gegen Kraus enthielten. Auf diese Beleidigungen reagierte Kraus nicht mehr.

Karl Kraus ca. Wiener Plakatierungs- und Anzeigengesellschaft (WIPAG)
[85.] In seinen öffentlich geführten Auseinandersetzungen mit Emmerich Békessy und Johann Schober bediente sich Kraus auch des Mediums des Plakates. Zwei Monate bevor er das bekannte Plakat mit der Rücktrittsaufforderung an Schober im Juli 1927 anbringen ließ, wollte Kraus ein Plakat anbringen lassen, das sich mit Emmerich Békessy und den Auswirkungen seiner Flucht beschäftigte: "Warnung in letzter Stunde - Der Schuft, den ich aus Wien verjagt habe [...]".

Karl Kraus ca. Rote Fahne und Neues Wiener Journal
[86.] Verschiedene Zeitungen kommentierten die Weigerung der WIPAG (siehe Akt 86) Kraus' Plakat gegen Békessy anzubringen. Die kommunistische Rote Fahne warf der der sozialdemokratischen Partei nahestehenden WIPAG vor, sich ein politisches Zensorenamt anzumaßen.

Korrespondenz mit Grete David
[87.] Grete David wollte Karl Kraus durch Frieda Wacha eine Zuschrift zukommen lassen, die diese allerdings nicht zustellte, da – so stellte Oskar Samek auf Davids Beschwerdebrief hin klar - "ungebetene Einsendungen keine Erledigung finden". (87.2.) Samek wollte auch verhindern, dass Grete David Kraus den Brief auf andere Weise zukommen ließ, wenn er ihr den Brief wie verlangt zurückgab. Grete David war sehr aufgebracht über diese Abschirmung von Kraus durch die Mitarbeiter der Fackel.

Karl Kraus ca. Arbeiter-Zeitung
[88.] Kraus und Samek verlangten eine Berichtigung, da die Arbeiter-Zeitung Kraus fälschlicherweise als Beleg dafür anführte, dass der Autor des Liedes "Heiraten, heiraten" nicht Johann Nestroy, sondern der Komponist Julius Hopp sei.
Kraus hatte in der Fackel gerade das Gegenteil festgestellt. Da die geforderte Berichtigung am 26. Juni 1927 nicht termingerecht, unvollständig und zudem nur als Zuschrift erschien, klagten Kraus und Samek die Arbeiter-Zeitung beziehungsweise ihren verantwortlichen Redakteur Bruno Hohlfeld.

Karl Kraus ca. Der Weltspiegel
[89.] Der Weltspiegel brachte einen Fotobericht mit Bildern von Karl Kraus und Peter Altenberg. Karl Kraus und Oskar Samek beantragten daraufhin die Einleitung von Voruntersuchungen gegen den Kunsthändler und Verleger Otto Nirenstein ein, der als Leiter der Ausstellung, in der die Kraus/Altenberg-Fotos zu sehen waren, die unerlaubte Veröffentlichung verantwortete. Nirenstein war die Sache unerklärlich. Durch den verantwortlichen Redakteur des Weltspiegels wurde schließlich ein Ehepaar namens Ratz ausfindig gemacht, das ohne Wissen Nirensteins die Bilder gemacht hatte.

Karl Kraus ca. Einhorn-Verlag
[90.] In der vom Einhorn-Verlag herausgebrachten Zeitschrift Der Bücherwurm war das Gedicht "Alle Vögel sind schon da" von Karl Kraus abgedruckt worden. Nach dem ersten Vers war irrtümlich ein Punkt anstatt eines Kommas gesetzt worden.
Die von Samek im Juli geforderte Berichtigung erschien Ende Dezember, nachdem Samek erneut urgiert hatte. Der Einhorn-Verlag schrieb dazu bereits im Juli an den Verlag Die Fackel: