Der Vorleser

Der Vorleser

1892/1910 - 1936

Seiten

59. Vorlesung am 25.11.1913

25.11.1913
Dresden

Karl Kraus las in Dresden, im kleinen Saal des Künstlerhauses, 25. November: I. Der Traum ein Wiener Leben / Die Welt der Plakate II. Ostende, erster Morgen; Die Welt der Woche; Der kleine Brockhaus; Wir haben es besser; Schlichte Worte; Wenn Herr Harden glaubt; Die Sprache der Konzertagentur; Den im Grunewald; Der Deutlichkeit halber; Was ham S’ gsagt; Von den Dummköpfen; Gefährlich; Ein Satz; Pfleget den Fremdenverkehr; Nicht auszudenken / Der Neger. — Tod und Tango. [Die Fackel 389-390, 15.12.1913, 21] - zitiert nach Austrian Academy Corpus

Rezension des Dresdner Anzeiger

Vergangenen Dienstag stellte sich uns im Künstlerhause ein Wiener vor, den wir bald als anregenden Plauderer und sinnigen Spötter kennen lernten. Seine erste Vorlesung Der Traum, ein Wiener Leben, erinnerte im Aufbau mit seinen grotesken Formen an Ettlingers Fräulein Tugendschön. Für den, der die österreichischen Verhältnisse nicht genau kennt, war es schwer, Karl Kraus durch seine wüste Traumphantasie zu folgen. Hinter einem scheinbar grausigen Wirrwarr verbarg sich aber grimmiger Spott.

Rezension der Dresdener Zeitung

Der Wiener Schriftsteller Karl Kraus genießt in dem engeren Bezirk seines journalistisch satirischen Wirkens den Ruf eines schrecklichen Drachentöters. Nun hat man ihn am Vorlesetisch im kleinen Saale des Künstlerhauses gesehen und findet ihn gar nicht so wild und fürchterlich. Ein klarer, heller Kopf mit satirischer Veranlagung, der die AngriffsfIächen des öffentlichen, kommunalen und politischen Lebens mit Pfeilen spickt. Den Wienern mag wohl manchmal die Haut jucken. Aber etwas Dämonisches und Abgründiges ist nicht in seiner ganzen Art zu entdecken.

Rezension der Dresdener Zeitung

Karl Kraus, den man seiner Herkunft nach immerhin einen Wiener nennen muß, las gestern im kleinen Künstlerhaussaale aus seinen Werken vor. Zu ihrem Verständnis wird wenigstens einige Vertrautheit mit der Atmosphäre Wiens vorausgesetzt, denn Karl Kraus ist der frenetischeste Widersacher seiner Landsleute, dieses ganzen Menschenschlags, der Behörden, der Kulturschlamperei, und geht bei seinen Betrachtungen, wie gebannt, zumeist von ihnen aus.

174. Vorlesung am 04.06.1920

04.06.1920
Dresden

[Karl Kraus las im Kleinen Saal der Kaufmannschaft am] 4. Juni, 7 Uhr:

I. Programmansage. — Jean Paul: Erinnerungen aus den schönsten Stunden für die letzten / Claudius: An —, als ihm die — starb; Bei dem Grabe meines Vaters; Der Tod und das Mädchen; Als der Hund tot war; Kriegslied / Chinesische Kriegslyrik: Der müde Soldat; Nachts im Zelt; Klage der Garde / Shakespeare: Heinrich VI. dritter Teil II 5 / Brief Rosa Luxemburgs (mit Vorbemerkung) / Absage.

501. Vorlesung am 05.05.1929

05.05.1929
Dresden

[Karl Kraus las im Kunstsalon Fides am] 5. Mai, 11 Uhr abends:

I. Vorrede. — Die Unüberwindlichen, III. Akt.

II. Der Mäzen / Bekessys Sendung (Epigramm) / Das Schober-Lied [dreimal]. Vorrede | Die Unüberwindlichen, III. Akt | Der Mäzen | Bekessys Sendung (Epigramm) | Das Schober-Lied

[Die Fackel 811-819, 08.1929, 147] - zitiert nach Austrian Academy Corpus