Der Vorleser

Der Vorleser

1892/1910 - 1936

Rezension der Heidelberger Neuesten Nachrichten

[...] aus der Banalität des Ereignisses löst Kraus den Anlaß, die Zeit neu zu sehen. Er legt die Welt auf den Seziertisch, und ihn ergreift die Scham, auf eine Erdkugel verschlagen worden zu sein, die vor seinen Fußtritten schon längst hätte desertieren müssen. [...] Immerhin, Karl Kraus macht, daß es dennoch eine Lust sein kann, zu leben. Sein Zorn und sein Haß schenken manchen geborstenen Glauben zurück, und das Gelächter, mit dem er uns begnadet, entspringt zwar tiefstem Leiden, aber es ist von solcher Erhabenheit, daß es befreit [...].

AutorInnen: 

Rezension des Neuen Mannheimer Volksblattes

[...] gehört zu jener Sorte von bequemen Zeitkritikern, die daraus ein Geschäft machen, die ganze Welt hundsmiserabel zu finden, deren Arbeit aber mit der von möglichst vielen Witzeleien durchsetzten Feststellung, daß alle irdischen Zustände erbärmlich schlecht seien, ihren endgiltigen Abschluß finden. Verbesserungsvorschläge werden unterlassen, weil Aufbauen viel schwerer ist als niederreißen. [...] Daß dabei staatliche und kirchliche Institutionen vor allem als Zielscheibe seiner oft billigen Witze dienen müssen, ist bei einem Kritiker vom Schlage der ‚Fackel‘ seIbstverständlich.

70. Vorlesung am 17.02.1914

17.02.1914
Heidelberg

[Karl Kraus las in] Heidelberg, im Lesesaal der Stadthalle (veranstaltet von der Akademischen Gesellschaft für Dramatik), am 17. Februar: I. Die Kinder der Zeit / Der kleine Brockhaus; Die Welt der Woche; Ostende, erster Morgen / Der Traum ein Wiener Leben II. Aus der »Forum-Szene«; Der Deutlichkeit halber; Ein Verlorener; Ein reiner Künstler; Das kommt von den Vorurteilen …; Der liebe Gott; Aphorismus über Altenberg; Schlichte Worte; Ein Satz; Was hams g’sagt; Von den Dummköpfen / Der Neger III.