Der Vorleser

Der Vorleser

1892/1910 - 1936

Seiten

142. Vorlesung am 01.04.1919

01.04.1919
Wien

[Karl Kraus las im] Großen Konzerthaussaal 1. April, halb 6 Uhr:

I. Nach zwanzig Jahren.

II. Aus Apokalypse (Oktober 1908, als die Einstellung der Fackel zum 1. April 1909 geplant war) / Ostende, erster Morgen (1911) / Unsere bewaffnete Macht (Mai 1914) / Es gibt jetzt eine Jerichoposaune .... (1915) / Ein Nachruf (1916) / Petit chronique scandaleuse (1912) / Zeichen und Wunder (1916) / Zur Darnachachtung (1916) / Vision vom Wagentürlaufmacher (1912) / Jetzt ist die Zeit (März 1914) / Auch so leben wir alle Tage (1916, konfisziert) / Vom Glück (1917).

143. Vorlesung am 14.04.1919

14.04.1919
Wien

[Karl Kraus las,] Großer Konzerthaussaal, 14. April, 2 Uhr: Freivorlesung für Mittel- und Hochschüler. »König Lear«, Tragödie in fünf Aufzügen von Shakespeare, nach Wolf Graf v. Baudissin (Schlegel-Tieck’sche Ausgabe) und anderen Übersetzern vom Vorleser bearbeitet.

Ouvertüre: Bach, Präludium C-moll; zwischen dem 2. und dem 3. Akt: Max Reger, Pastorale F; Zeltmusik im 4. Akt: Marie Hofer.

Ein kleiner Teil der Karten war zur Deckung der Saalkosten verkauft worden.

Ernst Krenek

Komponist

* 23. August 1900 in Wien; † 22. Dezember 1991 in Palm Springs, Kalifornien; ursprünglich Křenek

Erinnerung von Ernst Krenek

Es muss um diese Zeit gewesen sein, daß ich Karl Kraus zum ersten Mal öffentlich lesen hörte. Er las im Großen Konzerthaussaal, der ungefähr 2400 Sitzplätze hat, für die Wiener Jugend „König Lear“. Kraus füllte den Saal mühelos mit seiner phänomenalen Stimme, mehr als drei Stunden lang – und natürlich gab es 1919 noch keine Lautsprecher. Die Lesung hatte eine so starke Wirkung auf mich, wie ich sie später bei keiner Bühnenaufführung der shakespearschen Tragödie mehr erlebt habe.

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