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Die Großherzogin von Gerolstein
Operettte in 3 Akten (4 Bildern) von Jacques Offenbach
Text von Meilhac und Halévy, nach Julius Hopp revidiert von Karl Kraus
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Nach dem 1. und nach dem 2. Akt eine längere Pause; an zwei Stellen eine ganz kurze Pause bei verdunkeltem Saal
Mit neuen Strophen des Generals Bumbum und des Prinzen Paul
Begleitung: Dr. Otto Janowitz (Ibach-Flügel)
Die Gestaltungen der geistigen Welt Offenbachs müssen und wollen den Anspruch auf eine musikalische Interpretation im streng technischen Sinne unerfüllt lassen. Die Wiedergabe erfolgt ohne Kenntnis der Notenschrift.
Hans von Bülow (aus New York, April 1890): In einigen Theatern habe ich fest geschlafen. Halt: eine Ausnahme — Mustervorstellung, wie nur selten erlebt, gesehn und gehört von Offenbachs »Großherzogin«, die ich mit höchstem Plaisir geschlürft. Früher war ich nicht reif dafür, so wenig wie für Mozart. Allerdings, das himmlische Frauenzimmer, welches Lilian Russel heißt — kommt gleich nach Agnes Sorma.
Zur Offenbach-Schändung des »Blaubart«
(Aus einer Wiener Programmnotiz zu »Blaubart«)
- - In einem einzigen Blatt, ausgerechnet in den vom christlich-germanischen Schönheitsideal und von der Polizei inspirierten ‚Wiener Neuesten Nachrichten‘, wurde etwas wie eine Frontalabweisung des Unfugs versucht und sogar ein Protest dagegen, daß er sich in einer Stadt zutragen konnte, der nicht nur einst die Offenbach-Tradition, sondern jetzt die Offenbach-Renaissance entstammt ist:
Man beliebt es Offenbach-Renaissance zu nennen: in Wirklichkeit ist es ahnungsloses Hineintappen in eine Welt, von der man nichts anderes erfaßt hat als ihre Brauchbarkeit zu geschäftstüchtiger Ausschrotung. Mit der zeitgenössischen Operettenproduktion ist nicht viel anzufangen. Das haben die Theaterdirektoren erkannt und klagen darüber, beispielsweise auch in einer Festschrift, die das Berliner Metropoltheater anläßlich der Erstaufführung seiner Blaubart-Bearbeitung herausgegeben hat. Die moderne Operette (so formuliert es die Festschrift in einem Paradigma von apartem Reiz) »steht nur noch auf zwei Augen, denen von Franz Lehar«. Sollte er sie einmal schließen, so wäre vollends der Boden verloren. Also wendet man sich Vergangenem zu, versucht es mit Offenbach, versteckt dem Hinweis desjenigen folgend, der als erster die innere
Aktualität des Offenbachschen Werkes erkannt hat, der als einziger Geist und Kraft besitzt, Offenbachsche Welten lebendig und erneuert, ganz in ihrem eigensten Wesen erfaßt vor uns hinstellen zu können. Was Karl Kraus gelingt, ist wirkliche Offenbach-Renaissance(wenn schon dieses mißverständliche Schlagwort verwendet werden soll); in seinen Vorlesungen erstehen Libretti und Musik in ihrer ganzen geistigen Schärfe, in ihrem transzendenten Sarkasmus, der viel von »Nietzsche-Bosheit« in sich hat. Was das Berliner Metropoltheater auf die Bühne bringt, ist nicht einmal ein Mißverständnis. Man hat sich des Offenbachschen »Blaubart« bemächtigt, ihn her- und hingerichtet, ahnungslos und stümperhaft. Fast scheint es ja begreiflich zu sein: wie sollen auch jene modernen handfesten Theaterpraktiker so ohne weiteres zu Offenbach finden, wie sollen sie die Reize dieser Handlungen, dieser Musik verstehen können. Sie versuchen eine Angleichung an den Zeitgeschmack, will sagen, sie mischen einige Revue-Ingredienzien und einige Tränklein aus der Sphäre jener Operette, die »nur mehr auf den Augen Franz Lehars steht«, hinzu, bereichern den Dialog und die Gesangsstrophen durch verhatschte zeitgemäße Anspielungen und meinen, das sei jetzt der neue, unser Offenbach. Oder sie schürfen tiefer und finden (wie es der Kommentator in der schon erwähnten Festschrift tut), daß »Blaubart« seiner Grundidee nach eigentlich eine »pazifistische Oper« sei … Solcher erquickend albernen Entdeckung kann nur homerisches, nein offenbachsches Gelächter antworten. — — Von Offenbachschem Esprit auch nicht die Spur; es geht ernst, gemessen und sehr organisiert zu. Blaubarts Hoffnung war auch die unsere: »Laßt uns aus dem düstern Grabe aufwärts schweben, aufwärts schweben, daß in frischer Luft uns labe neues Leben, neues Leben …«
W. J.
Und das alles, weil die Gebrüder Rotter einem Berliner Vortrag des »Blaubart« beigewohnt hatten. Zur Rede gestellt, sollen sie geäußert haben, sie hätten doch ganz in meinem Sinne gehandelt. Einer der stärksten praktischen Mißerfolge, die ich jemals erzielt habe, ist nebst Schobers Aufstieg die Offenbach-Renaissance. - -
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