Vorlesungsprogramm Karl Kraus - Theater der Dichtung

Transkription: 

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Die Weber II. Akt.

Schauspiel aus den vierziger Jahren von Gerhart Hauptmann

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Totentanz.

Drei Szenen von Frank Wedekind

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Zum erstenmal gedruckt in der Fackel Nr. 183—184, Juli 1905. Die Handschrift ist im Besitze des Herausgebers.

Die Urfassung des »Totentanz« war »Hans und Gretel« (1904), ein kurzer Dialog in Versen, von denen ich sehr zweifle, ob sie brauchbar sind.

Wie der Dichter, vermutlich aus Nürnberg, in einem undatierten Briefe schrieb. Und aus München, 27. 5. 1904:

— — Daß Sie »Hans und Gretel« nicht würden drucken können, ahnte ich ja. Ich werde gelegentlich versuchen, den Dialog in eine hochmoralische Pastete hineinzubacken. Vielleicht wird er dann zollfrei.

Aus so äußerlichem Antrieb ist das bedeutende Werk gewiß nicht entstanden. Es war weit zensurwidriger als der Entwurf, dessen Veröffentlichung kein anderes Hindernis hatte als die Unmöglichkeit, verstanden zu werden. Siehe die aus dem Gedächtnis zitierten Stellen in Nr. 521—530 (»Briefe Frank Wedekinds«).

Auf den »Totentanz« bezieht sich des weiteren das Münchner Schreiben vom 5. 6. 1905:

— — Nur glaube ich nicht, daß ich bis 14. den Einakter fertig habe. Die Arbeit geht jetzt ganz verzweifelt langsam vorwärts.

Ferner vom 23. 6. 1905:

— — Den Totentanz werden Sie erhalten haben. Wenn er Ihnen für die ‚Fackel‘ zusagt, so möchte ich Sie bitten, eine kleine Korrektur vorzunehmen:

Zwischen Seite 30 und 37 des Manuskriptes findet sich der Passus:

Casti Piani: Ihre Worte treffen die Todeswunde e. ct. (er wirft sich in einen Sessel) — — Ich bin — — — Idealist!

Ich halte es für richtiger, statt »Idealist« »Moralist« zu setzen. Wenn Sie meine Ansicht teilen, bitte ich Sie, dementsprechend zu korrigieren. — —

Sollte Totentanz für die Fackel zu lang sein, so werde ich Ihnen eine Ablehnung durchaus nicht verargen.

Das Werk war inzwischen gedruckt worden und die Korrektur jener Stelle ist vermutlich weil sie zu spät eintraf unterblieben; der Herausgeber erinnert sich nicht und könnte sich nicht vorstellen, daß er sie dem Dichter widerraten habe. Ein Schreiben vom 8. 7. 1905 bestätigt den Empfang des Honorars und behandelt die Frage einer Buchausgabe. Eine Karte aus Nürnberg vom 4. 5. 1906 hat den Wortlaut:

Lieber Herr Kraus, würden Sie sich von einer Aufführung des Totentanz in Wien einen geschäftlichen Erfolg versprechen? Die Besetzung wäre:

Casti Piani — F. W.
Elfriede v. Malchus — Adele Sandrock.
Lisiska — Tilly W.
Herr König — Karl Kraus.

Die Herbeischaffung der drei Mädchen müßte ich Ihnen überlassen.

Herzliche Grüße aus Nürnberg.
Frank Wedekind.

Ich bin morgen wieder in Berlin, Marienstraße 23.

Die letzten Tage der Menschheit

Von Karl Kraus

Aus dem V. Akt: Der Nörgler am Schreibtisch

Änderung und Kürzung vorbehalten

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Die Zuwendungen aus den Erträgnissen werden in der Fackel ausgewiesen

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Signatur: 
H.I.N.-240084