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I
Das Notwendige und das Überflüssige
(Nach »Die beiden Nachtwandler«)
Posse mit Gesang in zwei Akten, bearbeitet vom Vortragenden
Musik nach Angabe des Vortragenden gesetzt von Otto Janowitz und Anderen. Das Lied von der Chimäre ist aus den »Papieren des Teufels« herübergenommen, der neue Text des Quodlibets vom Bearbeiter.
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Nach dem ersten Akt eine ganz kurze Pause. Nach Schluß eine Pause von 10 Minuten
II
Tritschtratsch
Posse mit Gesang in einem Akt
Musik nach Angabe des Vortragenden (Lied der Kotton von Mechtilde Lichnowsky)
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Begleitung: Viktor Junk
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Die erste Aufführung von »Die beiden Nachtwandler« — mit Scholz als Faden und Nestroy als Strick — hat am 6. Mai 1836 stattgefunden.
Programmnotiz zu früheren Vorlesungen:
Eine Zauberposse, welche die Geisterwelt Raimunds aus eigenen und geistigeren Mitteln herstellt und den Apparat entbehrlich macht, indem sie nur mit dem Glauben der Menschen an Geister arbeitet und allen Zauberspuk aus der Wirklichkeit bezieht. Sebastian Faden, ein armer Seilermeister, ist Nachtwandler. Er ist in das Zimmer der Geliebten seines Gehilfen Fabian Strick geraten und wird deshalb von seiner eigenen Braut wie von dem Gehilfen selbst verlassen, der auch seine Geliebte im Stich läßt. Das Nachtwandeln aber, das ihn so ins Unglück gebracht hat, schlägt ihm alsbald wieder zum Heil aus. Denn er hat sich damals auch in ein Zimmer des Gasthofes verirrt, wo gerade eine Gaunerbande eingebrochen ist, um den reichen Lord Howart, den neuen Gutsherrn, zu berauben. Die Gauner entfliehen, da sie Faden durch das offene Fenster einsteigen sehen, sie halten ihn für einen Geist, und der Nachtwandler wird zum Lebensretter des Engländers. Lord Howart beschließt, sich dem Seiler, dessen Elend ihm bekannt wird,dankbar zu erweisen und ihn glücklich zu machen. Lord Wathfield (ein
altmodisch gekleideter Herr, der eine Zopfperücke trägt) bezweifelt, daß dies gelingen könne. »So versuchen Sie’s«, sagt er, »öffnen Sie der Begierde eines Menschen das Tor der Erfüllung, und Sie werden sehen, welch ein unabsehbares Heer von Wünschen er hereinsendet, und dann ist es erst noch die Frage, ob er sich dabei glücklich fühlt.« Lord Howart aber läßt sich von seinem Entschluß nicht abbringen und gelobt, Malvina, Wathfields Tochter, nicht eher seine Gattin nennen zu wollen, als bis er den armen Teufel zu einem glücklichen Menschen gemacht habe. Die Wette wird geschlossen, und die beiden Engländer treten dem Faden als höhere Wesen entgegen, bereit, alle seine Wünsche zu erfüllen: solange er sich damit begnüge, das Notwendige zu verlangen.
Nun führt die Handlung die Stufenleiter der wachsenden Begehrlichkeit empor, bis sich der Beglückte endlich so weit versteigt, das Überflüssige zu fordern. Denn Faden hat sich in die Tochter eines Bankrotteurs verliebt, die ihn zu maßlosen Zumutungen an die vermeintlichen Geister aufstachelt, und der Glückspilz erwartet schließlich die Befriedigung der närrischesten Laune … Die in einem tiefen Sinn fadenscheinige Handlung läßt auch in den eingewirkten Liebesepisoden bis auf den Grund blicken, wo alle menschlichen Niedrigkeiten wohnen. Sie wird aus der Fülle einer fast schemenhaften Einfachheit zu einer Steigerung getrieben, die, wie in Shakespeares Timon, in einer grandiosen Tafelszene gipfelt, nur daß dort die Erkenntnis ihr Strafgericht hält, hier aber die Verblendung gebüßt wird.
Faden und sein Gehilfe Strick, der sich im Glück wieder zu ihm gesellt hatte, werden in ihre alte Armut verstoßen und kehren, für den Schmerz des jähen Wechsels von den Wohltätern noch entschädigt, in ihre früheren Lebens- und Liebesverhältnisse zurück. — Die Wiener Volksbühne hat kein Drama, das sich dieser Posse vergleichen könnte. Sie ist deshalb seit 1836 - mit Ausnahme der Darstellung im Carltheater-Zyklus von 1881 - nicht aufgeführt worden und die Literarhistoriker nennen ihre Idee »echt vormärzlich«. Die »beiden Nachtwandler« enthalten — in der Figur des Sebastian Faden — die einzige Girardi-Rolle, die Nestroy geschrieben hat.
Vorlesungen der Bearbeitung haben am 23. Mai, 11. November 1912, 9. Juni, 16. Dezember 1914, 4. Dezember 1916, 28. Januar 1917, 16. November 1919, 2. Dezember 1920 und 29. März 1922 stattgefunden.
Die Buchausgabe — mit Notenbeilage und einem Vorwort des Bearbeiters — ist im Verlag R. Lányi zum Preise von 6000 K erhältlich; ihr voller Ertrag fällt dem Verband der Kriegsblinden Österreichs zu.
»Tritschtratsch« ist zum erstenmal — mit Nestroy als Tratschmiedel — am 20. November 1833 aufgeführt worden.
Vorgelesen am 17. Oktober und am 15. Novembe 1921.
Das bei diesen Vorlesungen weggelassenene Duett zwischen Madame Grüneberger und Tratschmiedel erscheint diesmal in die — zwei verschiedenen Stellen entnommenen — Verse der Madame Grüneberger zusammengezogen:
Tabakverkäufer, fliehe mir,
Fort, fort, entferne dir!
Und ich entferne mir geschwind
Und tröste mir, es darf nicht sind.
Zum Schluß statt des Quodlibets das Couplet des Federl aus »Die Papiere des Teufels«: »Dieses G’fühl — ja da glaubt man, man sinkt in die Erd’« (Musik von Mechtilde Lichnowsky).
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