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Vorbemerkung
Die letzten Tage der Menschheit
Tragödie in fünf Akten mit Vorspiel und Epilog
(Enstanden in den Sommern 1915 bis 1917)
Aus mehreren Akten: Szenen an der Sirk-Ecke. Vor einem Friseurladen in der Habsburgergasse. Kohlmarkt. Im Café Pucher. Volksschule. In der Wohnung der Schauspielerin Elfriede Ritter. Zimmer im Hause des Hofrats Schwarz-Gelber.
Standort des Hauptquartiers (Vier Heerführer). In der Kaffeesiedergenossenschaft. Hauptquartier (Eine Straße im Ort). Am Janower Teich. Nachtlokal. Kino im Hauptquartier. Im Kriegsministerium.
Die Ballade vom sterbenden Papagei (Couplet macrabre) (geschrieben 1915)
Der sterbende Soldat (geschrieben 1917)
Die Aufführung des Dramas, dessen Umfang nach irdischem Zeitmaß etwa zehn Abende umfassen würde, ist einem Marstheater zugedacht. Der Inhalt ist von dem Inhalt der unwirklichen, undenkbaren, keinem wachen Sinn erreichbaren, keiner Erinnerung zugänglichen und nur in blutigem Traum verwahrten Jahre, da Operettenfiguren die Tragödie der Menschheit aufführten. Die Handlung, in hundert Szenen und Höllen führend, ist unmöglich, zerklüftet, heldenlos wie jene. Der Humor ist nur der Selbstvorwurf eines, der nicht wahnsinnig wurde bei dem Gedanken, mit heilem Hirn die Zeugenschaft dieser Zeitdinge überlebt zu haben. Außer ihm, der die Schmach solcher Zeugenschaft einer Nachwelt preisgeben will, hat kein anderer ein Recht auf diesen Humor. Die Mitwelt, die geduldet hat, daß die Dinge geschehen, die hier aufgeschrieben sind, stelle das Recht zu lachen hinter die Pflicht zu weinen. Die unwahrscheinlichsten Gespräche, die hier geführt werden, sind gesprochen worden; die grellsten Erfindungen sind Zitate. Larven und Lemuren, die hier auftreten, tragen lebende Namen, weil dies so sein muß und weil eben in dieser vom Zufall bedingten Zeitlichkeit nichts zufällig ist. Das gibt keinem das Recht, es für eine lokale Angelegenheit zu halten. Auch Vorgänge an der Sirk-Ecke sind von einem kosmischen Punkt regiert. Wer schwache Nerven hat, wenn auch genug starke, die Zeit zu ertragen, entferne sich von dem Spiel. Es ist nicht zu erwarten, daß eine Gegenwart, in der es sein konnte, das wortgewordene Grauen für etwas anderes halte als einen Spaß, zumal wenn es ihr aus der anheimelnden Niederung der grausigsten Dialekte wiedertönt. Es mag auch zu befürchten sein, daß eine Zukunft, die den Lenden einer so wüsten Gegenwart entsproßen ist, trotz größerer Distanz der größeren Kraft des Begreifens entbehrt. Dennoch muß ein so restloses Schuldbekenntnis, dieser Menschheit anzugehören, irgendwo willkommen und irgendeinmal von Nutzen sein.
Zwei Pausen 1 Pause
Weglassung von Szenen vorbehalten.
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Exh.-Z. 1976 Wien, am 21. Februar 1919.
Sehr geehrter Herr!
Wir kennen Ihre Abneigung gegen Anbiederung jeder Art, können aber nicht umhin, Ihnen, dem mahnenden Gewissen von Wien, einem der wenigen Deutschen, welche sich in der Zeit des Wahnsinnes als aufrechte Männer erwiesen haben, unsere aufrichtigste Verehrung auszusprechen.
Wir bitten Sie, sich unserer Sache, der Sache der Invaliden Deutsch-Österreichs, anzunehmen und einen Vortrag zu Gunsten der Invalidenfürsorge zu veranstalten.
Wir verfolgen bei unserem Ansuchen einen doppelten Zweck:
Wir wollen durch Ihre Hilfe einen kleinen Beitrag zur Linderung der ungeheuren Not erhalten, die wir täglich in unseren Amtsräumen vor Augen haben, und dann, was uns viel wichtiger ist, wollen wir durch Ihren Mund die Öffentlichkeit wachrufen und an ihre Pflicht gegen die Invaliden, möge sie ihr auch noch so unangenehm sein, erinnern.
Wir bitten Sie, uns diesen großen Dienst zu leisten, und zeichnen mit dem Ausdrucke der
vorzüglichsten Hochachtung
Zentralverband der deutschösterr. Kriegsbeschädigten
Gallos, Obl.
Dieser Appell, vom Vorleser an das Publikum weitergegeben, wird seine volle Wirkung erst erreicht haben, wenn er nicht nur monarchistische Ruhestörer kleinlaut macht, sondern alle andern bewegt, zu einem Zweck beizusteuern, dessen Bedürftigkeit jeden Überlebenden dieses Kriegs mit ewiger Scham erfüllen muß. Die es nicht tun werden, sind dem Verdacht ausgesetzt, daß sie entweder in der Absicht gekommen sind, die Vorlesung zu stören, oder in der noch verwerflicheren Absicht, einer solchen Störung beizuwohnen. Möge die unsichtbare Wehr der Invaliden diese und jene als Förderer und Parasiten der Kriegsnot aus dem Saal scheuchen!
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