Unterlagen zu einer den Prozess Pisk – Kraus betreffendene Kontroverse zwischen Emil Franzel und Oskar Pollak

Wien
04.06.1932 – 07.09.1932

[177.] Der Sozialdemokrat Emil Franzel nahm in einem Brief an die Teplitzer Arbeiter-Sänger-Zeitung, Kraus' Vorwürfe gegen Paul Amadues Pisk (siehe Akt 134) wieder auf – dieser könne nicht über proletarische Musikkultur schreiben, wenn er auch für ein rechtes Blatt wie die Berliner Börsen Zeitung schreibe. Oskar Pollak als Chefredakteur der Arbeiter-Zeitung wies Franzel daraufhin scharf zurecht – ihn treibe "lediglich das persönliche Interesse, sich bei Herrn Karl Kraus beliebt zu machen." (177.2.)

Oskar Samek beriet nun Franzel im Hinblick auf eine Ehrenbeleidigungsklage gegen Pollak und bot ihm auch an, ihn zu vertreten. Franzel forderte Pollak vorerst auf, seine beleidigenden Äußerungen und unwahren Behauptungen zurückzunehmen – sonst werde er klagen. Pollak legte in einem langen Brief dar, dass Franzel unter dem Einfluss von Kraus Dinge falsch beurteile und verunsicherte Franzel, da er auch berechtigt auf eine falsche Darstellung Sameks hinwies. Samek gestand diesen Irrtum ein und bedauerte ihn – er habe sich "durch einen Trauerfall in vollkommener Gemütszerrüttelung befunden" (177.14.). Es kam nicht zur Klage gegen Pollak.