Diese Werke waren Feuilletons, die, wenn ich nicht irre, in der ‚Zeit‘ oder im ‚Neuen Wiener Tagblatt‘ schon längst die Druckerschwärze erlitten haben[...] Beißender Hohn, stark mit Sentimentalität von der Donau gemischt, bisweilen vortrefflich glänzend, in der Form, aber doch nur Form, nichts von Inhalt. Am besten wohl war die Übersetzung aus dem Desperanto der Hardenschen Sprache in das gebräuchliche Deutsch. Aber die Einleitung dazu zeugte von dem bedauerlichen Ton eines fast neidisch zu nennenden Urteils über die deutsche Publizistik und ihre besten Vertreter. Auch die Aphorismen waren, wenn auch nicht neu, originell oder leicht, so doch recht bitter, namentlich die über die Presse, den »Kropf der Welt«. Über den Geschmack, das eigene Nest, auf dem man selbst lange Zeit gesessen, so herabzuziehen, läßt sich ja streiten. Aber vielleicht ist Herr Kraus auch gar nicht einmaI im wahren Sinne des Wortes Journalist gewesen; man kann zu diesem Schlusse kommen; denn sonst hätte Herr Kraus — Aktualität ist das erste Erfordernis für einen Journalisten seiner Art — uns statt des Feuilletons über Cooks Entdeckung des Nordpols besser ein solches über Cooks jetzigen Rückzug und das Geständnis seiner Verrücktheit vorgelesen ....
[Allgemeine Zeitung, zitiert in: Die Fackel 313-314, 31.12.1910, 55] - zitiert nach Austrian Academy Corpus