[198.] Im Mai 1935 forderte Samek die Kleinkunstbühne "Stachelbeere" des "Bundes junger Autoren Österreichs" auf, Kraus' Einbeziehung in ihr Programm zu unterlassen: Sein dort satirisch dargestellter Einzug im Hotel "Zum goldenen Kreuz" neben Franz Werfel könne als "eine dem Sachverhalt widersprechende Schmähung und Verspottung qualifiziert" werden. Samek drohte widrigenfalls mit Klage und verlangte einen Sühnebetrag von 50 Schilling an das Dollfuß-Werk sowie die Bezahlung seiner bisher angelaufenen Kosten (S 25.64).
Der "Bund junger Autoren Österreichs" antwortete sehr verspätet, dass sie den Namen Kraus aus dem Stück gestrichen hätten, die Forderung, für die sie auch kein Geld hätten, jedoch für ungerechtfertigt hielten. Kraus schrieb als Verlag Die Fackel mit der Bitte um Weiterleitung an Samek, machte sich über den Brief lustig - "Die Schwierigkeiten scheinen da annähernd so groß wie die mit der Sprache zu sein." - und meinte, dann solle eben die Universal-Edition, mit der er schon genug Verdruss gehabt habe, zahlen: "Unser soziales Gefühl verwehrt es uns, zwischen Arm und Reich einen Unterschied zu machen, wenn es sich um schlechtes Benehmen handelt; davon aber, daß Armut einen Freibrief für dieses haben soll, davon kann so wenig die Rede sein, wie ein Zweifel bestehen könnte, daß die Empfänger der Wohltaten des Dollfuß-Werkes bedürftiger und ihrer würdiger sind als Autoren Österreichs, die dessen Notwehr in Tagen schwersten Abwehrkampfes durch 'satirische Zeitkritik', wiewohl vielleicht ohne hinreichenden Ertrag, zu fruktifizieren suchen." Samek drohte nochmals mit Einbringung einer Klage, falls der verlangte Sühnebetrag nicht erlegt werde. Was weiter geschah, ist den Akten nicht mehr zu entnehmen.