Karl Kraus ca. Richard Weininger

Wien
25.05.1925 - 10.12.1926

[29.] Richard Weininger wurde in einem Brief an Ludwig Münz, der ihm  Geld schuldete, gegen diesen und Karl Kraus ausfällig:

"Schau Ludewig, ich bin ja nicht bös' darüber, dass ich meine moralische Position bei Dir verloren habe, ich will nur, dass Du zahlst, d.h. dass Du Deinen Verpflichtungen nachkommst, für die ich leider, keine Ausfallsbürgschaft, sondern Vollbürgschaft auf Grund Deiner, sich nachher als trügerisch erwiesenen Versprechungen geleistet habe; dann lass' ich Dich laufen. Einen Rat bekommst Du noch: Lass' Dich nicht von dem verwachsenen Journaille-Jingl, in dessen geifernden Zwergenkörper Gott in seinem unerforschlichen Ratschluss die Seele eines so grossen lyrischen Genius gelegt hat, vorschieben, lass' Dir Deine Briefe nicht von ihm korrigieren, bitte ihn vielmehr, weniger Auto zu fahren und dafür Dir zu helfen. Münz, setzen!" (29.1.)

Kraus und Samek klagten daraufhin Weininger wegen Ehrenbeleidigung. Es kam allerdings nie zu einer Verhandlung, da Weininger vorerst ständig im Ausland war und es schließlich zu einem Vergleich kam: Weininger verfasste eine Satisfaktionserklärung, in der er sich entschuldigte und sich bereiterklärte, 3600 Schillinge diversen wohltätigen Zwecken zu spenden.