Angelegenheit Peter Lorre (Laszlo Löwenstein)

Wien, Paris, Hollywood
08.05.1933 – 11.11.1937

[183.] Im Mai 1933 forderte Kraus durch Samek von Peter Lorre ein Darlehen von 3000 Schilling zurück. Kraus ging es zu dieser Zeit finanziell nicht mehr so gut, doch auch Lorre traf diese Rückforderung in schlechten Zeiten: Er war krank und zudem auf seinem Weg ins Exil. Lorres Frau, die Schauspielerin Celia Lovsky (ehemals Cäcilie Lvovsky) wickelte die Korrespondenz mit Samek in dieser Sache ab, zum einen da es Lorre selbst gesundheitlich schlecht ging, zum anderen, weil sie einst Karl Kraus "besonders nahe gestanden" hatte (183.20).

Im Oktober 1933 schrieb sie: "In 5 Tagen ist der Wechsel über 3000 Schillinge samt Zinsen fällig, den Ihnen Lorre gegeben hat und wir sind zu unserer Verzweiflung nicht imstande, zu diesem Termin auch nur einen Schilling zurückzuzahlen." (182.2.) Kraus und Samek zeigten viel Verständnis und Rücksicht, doch Anfang 1935 begannen auch Kraus' finanzielle Schwierigkeiten drückender zu werden. Immer wieder schilderte Celia Lovsky ihre Pläne und die prekäre Situation. Ende 1935 konnten die Lorres schließlich 1000 Schilling überweisen, doch Peter Lorre war weiterhin krank, was hohe Kosten verursachte.

Im Juni 1936 starb Kraus, ohne das Geld zurückbekommen zu haben. Samek schrieb den Lorres auf ihren Wunsch hin ausführlich über Kraus' letzte Tage und erwähnte ihren Briefwechsel mit Kraus: "Bei der Durchsicht der zurückgelassenen Briefschaften, zu der ich testamentarisch berufen bin, habe ich auch eine Anzahl von Briefen gefunden, die von Ihnen, sehr geehrte gnädige Frau, herrühren. Ich habe sie nicht gelesen, sondern ihre Autorschaft lediglich aus der Unterschrift, der Absenderadresse und manchmal auch nur aus der Schrift festgestellt. Unter den Briefen befinden sich auch einige, die eine ähnliche Schrift aufweisen, aber nicht mit 'C', sondern mit 'Nachtigall' unterzeichnet sind. Ich bitte, mir mitzuteilen, ob meine Vermutung richtig ist, dass auch diese Briefe von Ihnen herrühren. Ferner bitte ich Sie, mir mitzuteilen, was mit den Briefen geschehen soll." (183.20)

Aufgrund seiner sehr großen Auslagen, bat Samek nochmals dringend um die Rückzahlung des Restbetrages. Kleinere Zahlungen über 50 oder 100 Schillinge kamen bis Herbst 1937. Mittlerweile korrespondierte Lorre über ein "Business Management" mit Samek, der zunehmend ungeduldig wurde: "Ich bedauere lebhaft, daß Herr Lorre offenbar sich nicht bewußt ist, in wie unerhörter Weise er meine Gutmütigkeit mißbraucht hat." (183.32.) Von der Gesamtschuld über 3647,61 Schilling waren bisher nur 1438,81 Schilling überwiesen worden. Samek erhielt den ausständigen Betrag erst, als er selbst im Exil in den USA war.