[Kraus'] Vorlesung im Kleinen Konzerthaussaal, 4. März, 3 Uhr nachmittags: I. Ein Zitat (Aus der »Audienz«) / Kriegsberichterstatter / Der tragische Karneval / Aus »Nachts« / Ein Irrsinniger auf dem Einspännergaul / Metaphysik der Schweißfüße / Vor dem Höllentor. II. Klage der Garde (Chinesisches Gedicht, 500 v. Chr.) / Ein deutsches Gedicht, 1917 n. Chr. (»Ein deutsches Plakat«) / Seid ihr alle auch gesund? / Auf Fürbitte des heiligen Josef / Tell sagt / Zum ewigen Gedächtnis: Zwei Züge / Die letzten Tage der Menschheit (Aktschluß einer Tragödie). III. Das Ehrenkreuz / Blutunterlaufungen / Grabschrift / Mit der Uhr in der Hand / Der sterbende Mensch. [Die Fackel 454-456, 01.04.1917, 35] - zitiert nach Austrian Academy Corpus
Programmzettel
[...]
I.
Ein Zitat
Kriegsberichterstatter 406-12
Der tragische Karneval 426-30
Aus "Nachts" (Aphorismen)
Ein Irrsinniger auf dem Einspännergaul 418-22
Jetzt ist Krieg
Eingedeutschtes 431-36
Tell sagt 437-42
Regisseure
Metaphysik der Schweißfüße
Vor dem Höllentor
10 Minuten Pause
II.
Klage der Garde (Chinesisches Gedicht, 500 v. Chr.)
Ein deutsches Plakat
Sei ihr alle auch gesund?
Auf Fürbitte des heiligen Josef 437-42
Lichnowksy und Barnowsky 418-22
Zum ewigen Gedächtnis: Zwei Züge
Die letzten Tage der Menschheit (Aktschluß einer Tragödie) 423-25
(Personen: Hofrat und Hofrätin Schwarz-Gelber)
Das gemeine, allzu verständliche, zeit- und ortsnahe, handgreiflich komische Material pathetischer Darstellung macht es dem Hörer oft schwer, ein Lachen, das eine höhere Empfänglichkeit stört, zu unterdrücken. Solche, z. B. bei einer Glosse wie »Vor dem Höllentor« immer wieder beobachtete Erscheinung wird namentlich für den Vortrag dieser dramatischen Szene befürchtet, deren Schauder eben, wie ein Nachdruck des Alps, von allem, was uns gegenwärtig ist, bezogen wurde. Möchte doch der und jener vergessen, daß Namen Bekannte sind, und sie wie der Ortsfremde und wahrlich auch wie der Nachlebende dieser Schande nur als Symbole wiedererkennen! Und spüren, daß der entsetzlichste Dialekt, den je das Menschenohr vernommen hat, kein Jargonscherz, sondern die Tragödie selbst sei, die keine Intimität aufkommen läßt. Der Vortragende trägt auch die Pein vor, daß seine Zeugenschaft ihn zu solchem Zeugnis gezwungen hat. Es ist nur die Scham, die er ablegt, weil er sie erlebt hat. Die Ort- und Zeitgenossen dessen, was da ausgesagt ist, werden eben dafür, daß sie es waren, dereinst Rechenschaft abzulegen haben. Hätten sie dazu gelacht, weil ihnen Milieu und Adressen geläufig waren, so wären sie nicht allein Mitschuldige, sondern auch Mitwirkende!
3 Minuten Pause
III.
Das Ehrenkreuz (1909)
Blutunterlaufungen 426-30
Grabschrift
Mit der Uhr in der Hand 437-42
Der sterbende Mensch